SOMNAMBULISTAN

Ergül Cengiz und Kinay Olcaytu

AK68  Galerie im Ganserhaus | 01.04.2017 – 30.04.2017

Interviews und Rezension

 

Wie wir alle wissen, bedeutet Somnambule Schlafwandeln aber auch Mondsüchtigkeit. Demnach müsste Somnambulistan das Land der Schlafwandler und Mondsüchtigen sein. Weil wir nun Mondsichel und Stern mit der muslimischen Welt identifizieren und „stan“ die Endsilbe vieler turksprachiger und indoiranischer Gebiete ist darf mal spekulieren, dass Somnambulistan an der Grenze eines noch nicht ausreichend erwachten Bewusstseins zwischen christlicher und islamischer Welt gelegen sein muss oder poetischer; hinter den sieben Bergen im Land der tausendundeins Erzählungen in dem Shehezarade in mondhellen Nächten in 1000 Geschichten 1000 Bilder findet, um ihr Leben zu retten.

Shehezarades Anstrengungen stehen aber auch metaphorisch für alle Künstler dieser Welt und wenn´s auch nicht gerade um ihr Leben geht, so malen, schreiben, tanzen und filmen sie doch alle um ihre Identität, denn am Ende ist jedes Kunstwerk Selbstvergewisserung. Eine besondere Form dieser Selbstvergewisserung oder einer Bestandsaufnahme ihrer kulturellen Herkunft und ihres persönlichen „zivilisation-clash“ unternehmen die deutsch-türkische Malerin Ergül Cengiz und die türkische Künstlerin Kinay Olcaytu in ihrer Ausstellung Somnambulistan in der Galerie im Ganserhaus.

Ergül Cengiz hat an der Akademie in München und an der Hochschule Hamburg Malerei studiert und lebt heute in München. Ihre Malerei ist geprägt von einer, nicht nur formalen Auseinandersetzung mit der islamisch geprägten, ornamentalen Kunst und der westlichen Tradition figurativer Darstellung. Sie positioniert sich damit bewusst zwischen der Kunsttradition der Westens und der der islamischen Welt.

Kinay Olcaytu, die in heute Berlin lebt verbindet in ihrer Arbeit biografische Elemente mit künstlerischen Strategien. Dazu zählt besonders die kritische Auseinandersetzung mit den Klischees des Orientalismus. Die aus Izmir stammende Künstlerin studierte in Istanbul, Offenbach und Hamburg Fotografie, Visuelle Kommunikation und Freie Kunst. Mit dem von ihr gegründeten ”Okzidentalismus Institut” weist Kinay Olkatytu in teils ironischen Tableaus und Assemblagen auf das Wechselseitige der „Konstruktion des Anderen“ hin, das auch die deutsch-türkische Kulturgeschichte der vergangenen 50 Jahre prägte. In Auszügen aus dem Interview mit dem türkischen Magazin Birartibir erzählt die Künstlerin darüber

Was soll ich lügen, es war eine fesselnde Erfahrung. (Kinay Olcaytu)

Als ich dann (…nach ihrem Studium in Istanbul), zur weiteren künstlerischen Ausbildung hierher kam, mit einem Grundstock an künstlerischem Wissen und Erfahrungen, war das erste, was ich bemerkte, wie östlich/orientalisch ich war. Menschen, die ich kennenlernte und die mir ihrerseits Komplimente machen wollten sagten: “Oh, du bist alles andere als östlich/orientalisch”. Dann habe ich beschlossen als „Östliche“ den Westen zu erforschen. Denn als kindisch, naive Künstlerin hatte ich begonnen mir dieses Kleid anziehen und ich wollte wissen, wessen Kleider das sind.

Am Anfang des Studiums las ich Bücher, deren Zusammenhänge in unbestimmbaren Theologien mündeten. Ich traf auf zwei gleich aussehende, jedoch grundsätzlich unterschiedliche Argumente: Die zeitgenössischen, muslimischen Theologen meinten, “der Westen hat von uns gelernt, zivilisiert und kultiviert zu sein”. Die christlichen Theologen meinten, dass dem jungen Islam noch eine lange Lernperiode bevorstehe. Beide Argumentation beruhten jeweils auf sich selbst und schufen alles aus ihrem eigenen Kern heraus. Zwischen beiden Positionen gab es lediglich einen Zeitunterschied. Obwohl aus demselben physischen Zeitalter heraus debatiert wurde, katapultieren sie jeweils den anderen in ein anderes, älteres Zeitfenster. Und mein Okzidentalismus-Institut wurde eben in genau diesem Verurteilungsprozess und in den beiden Gefängnissen dieser Gefangenen gegründet.

Und warum ein Institut?

Seit ca. 200 Jahren gibt es so etwas, wie den Orientalismus. Institutionen eignen sich sehr gut dafür, die Gründe für unsere Streitigkeiten zu konservieren. Ganz besonders die sozialen, die wissenschaftlichen und die künstlerischen Ansätze werden dort zum unveränderbaren Grundbaustein ernannt. Plötzlich entdeckte ich, dass ich mit meinem Okzidentalismus genau dies tat. Und mit der virtuellen Gründung des Instituts habe ich versucht die Absurdität dessen darzustellen. Ich habe mich beim Erstellen der Webseite gefühlt, wie ein verrückter Professor, der eine weltrettende Erfindung vermarktet.

Ich habe mich großartig amüsiert. Ich habe begriffen, wie sehr es die Menschen befriedigt haben muss, als sie all diese Begriffe institutionalisiert und in die Universitäten, Fakultäten und Institute getragen haben. Was soll ich lügen, es war eine fesselnde Erfahrung. (…)

Und was verfolgt du Du mit den Collagen?

…wieder die europäische Geschichte, Architektur, soziales Leben, Kriege, durch die Gerichstmedizin den Menschen, Technologie,… all dies verbinde ich miteinander. Die Symbole der abgeschlossenen, europäischen Idee. Und wieder sind dies Symbole, die immer wieder verwendet werden.

Da ich die Bücher auf dem Müll finde, sind sie bereits abgeschrieben, klischeehafte, große Bauten, die geschichtlichen Wurzeln dieser Referenzen aus Ägypten, Griechenland und Rom. Also spiele ich mit den Klischees, auf denen Europa erbaut wurde. In der Regel weiss ich nicht, was ich tue, während ich die Fotos ausschneide und platziere. Danach bemerke ich erst, dass ich auf- und ineinander versumpfende, verschachtelte Dinge schaffe.“

Auf der Vernissage ihrer Gemeinschaftsausstellung Somnambulistan erzählt Ergül Cengiz mir über ihre Zusammenarbeit mit Kinay Olcaytu und beantwortet Fragen zu Ihrem eigenen Werk, ihrer Arbeitsweise und dem Ausstellungskonzept.

Ich bin ja nicht wie Picasso, der alles aufheben muss. (Ergül Cengiz)

Scherer: Liebe Ergül, nachdem wir jetzt einiges erfahren haben über Kinays transkulturelles Leben und ihre Kreativstrategien erzähl uns doch bitte wie und wo ihr euch begegnet seid und wie sich eure Zusammenarbeit entwickelt hat.

Cengiz: Wir haben uns 1994 in der Guitar Bar in Istanbul kennengelernt. Dort hat unsere Freundschaft angefangen und sich bis heute weiterentwickelt und ist gewachsen und unsere Zusammenarbeit ist immer wieder passiert. Sie kam dann nach Hamburg, da haben wir wieder zusammenstudiert und zusammen Sachen entwickelt und für mich war sie so ein ganz wichtiger Mensch, nicht nur Spiegel… du hast es ja in der Rede auch schon kurz gesagt: ich bin die Deutschtürkin, sie ist die Türkin. Ich bin in Deutschland geborgen und aufgewaschsen, sie ist in Ismir geboren und in Istanbul aufgewachsen. Sie ist eine richtige Städterin und ich komm aus Moosburg an der Isar und es war so interessant auch zu sehen, wie verschieden man ist. Dass ich wirklich doch die Deutsche bin mit ihr zusammen, aber wir uns doch so nahe stehen in vielen Bereichen, ja es war immer so eine Art Wechselspiel mit ihr, was ich sehr, sehr interessant fand zu sehen.

Scherer: Habt ihr dann in Istanbul gemeinsam studiert?

Cengiz: Ja, sie hat Photografie studiert und ich Malerei.

Scherer: Ist das Studium dort, wenn ich kurz dazwischen fragen darf, orientalisch geprägt?

Cengiz: Überhaupt nicht. An der Akademie ist es so, dass es so westlich gepägt ist, vor allem das Photografiestudium. Es gibt Ara Güler, ein zeitgenössischer Künstler, der auch weltweit bekannt ist, der Schwarzweißphotos macht und Kompositionslehre. Also es hat total was mit der westlichen Kunst zu tun. Es gibt einen Fachbereich, in dem man „Hattat Sanati“ studieren kann. Dieser Fachbereich nennt sich „Geleneksel Halk Sanatları“ (traditionelle Volkskunst). Man kann diese alten Schriftzüge erlernen, auch um sie in einem Zug zu schreiben. Das ist dann wirklich traditionell. Das haben wir jetzt aber nicht gemacht. Aber die anderen Bereiche, Malerei, Skulptur, Fotografie, die haben gar nichts mit der Tradition zu tun, während des Studiums.

Scherer: Als wir durch das Ganserhaus gingen und die fertige Hängung gesichtet hatten, kamen wir auf das von dir immer wieder eingesetzte Ghirimuster zu sprechen. Kannst du uns das bitte noch einmal erklären?

Cengiz: Das zieht sich seit ein paar Jahren durch meine Arbeit. Ich bin darauf gekommen, weil ich mich eben mit islamischer und orientaler Kunst beschäftigt habe. Die Besonderheit des Ghirimusters ist, dass man es nicht, wie ein Kachelsystem immer wieder weiterführen kann, wie hier der Boden, sondern es aus fünf Kacheln besteht, die alle verschieden sind. Es basiert auf dem Fünfeck, es wächst kristallin und man kann sie halt alle zusammensetzen, wenn man alle fünf benutzt. Dann ist das wie ein Symbol für die Unendlichkeit. Es wurde als Basismuster in vielen Moscheen, ich glaube ab dem 14. Jahrhundert in Isfahan benutzt. Also die meisten Sachen, die man an Gittern in Moscheen sieht oder z.B. auch in der Al Hambra, basieren auf diesem Muster. Es schafft ohne illusionistische Bildhaftigkeit, wie z.B. in der christlichen Kirche die Deckenmalerei die in den Himmel weist, auf mathematische Weise ein Symbol für die Unendlichkeit.

Scherer: … und jetzt legst du über dieses Ghirimuster die figürlichen Darstellung einer Schlange. Was hat das für ein Bedeutung?

Cengiz: Es ist seit einigen Jahren wie ein Pendel bei mir. Also, ich mische das Östliche und das Westliche miteinander und wechsele da immer hin und her. Ich komme aus der westlichen Malerei und auch aus der Figuration und dem Illusionistischen. Was ich gelernt habe, habe ich von da gelernt, auch an der Akademie in Istambul und in München, in Hamburg auch und das andere hab ich mir dazu genommen. Was ich mache ist, dass ich es immer wieder verwende, denn es gehört ja zu mir, ich bin ja hier aufgewachsen und diese ganzen Bildtheorien sehe ich um mich herum, sei es in der Architektur. Es ist einfach da, ich kann es nicht wegdenken – deshalb pendele ich immer hin und her und mir ist das Ornamentale wichtig, weil es ja auch etwas Textiles hat. Malerei ist ja auch flach, ist ja auch eine Leinwand und da find ich den Bezug zum Ornament so wichtig, weil es ja auch flach ist und wenn man da mit Figuration oder diesen mathematischen Mustern reingeht, dann bricht man es auf.

Scherer: Und diese Schlange, hat sie im Islam eine ähnliche Bedeutung, wie im Christentum?

Cengiz: Im Islam direkt würde ich nicht sagen, eher in der Traumdeutung oder im Volksglauben steht sie für das Böse oder den Verrat; eine ähnliche Bedeutung, wie sie es in der westlichen Kultur hat und wiederum aber auch Bedeutung für mich, weil sie sich häutet, sie hinterlässt etwas und es kommt wieder etwas Neues. Deshalb hat die Schlange auch etwas sehr positives für mich, eine Art Wieder- oder Neugeburt ist da.

Scherer: Zu Deiner Installation im 1. Stock, dieser raumgreifenden Inszenierung die du „endless“ nennst, diese Scherenschnitte erscheinen mir wie die Vorhänge eines Boudouirs, auch ein bisschen Haremsanmutung und durch das Geflecht hindurchgesehen die Ahnung eines Bildes, einer Zeichnung.

Cengiz: Das ist eine Arbeit, die hat sich aus meiner Malerei weiter- und herausentwickelt, indem ich es auseinandergenommen und in den Raum gearbeitet habe. Ich bin durch meine Kindheitserlebnisse darauf gekommen. Mein Onkel war Iman in einer kleinen Moschee in Istanbul und wir waren als Kinder häufig da und wir durften dort spielen. Wenn nicht gebetet wurde, wurde da in diesem großen Raum gespielt. Oben gab es rechts und links zwei Räume. Das nennt sich Kadinlik, es sind die Frauenräume, die Männer beteten in der Mitte. Das muss man sich sehr klein vorstellen, aber eben oben. Das waren immer Gitter und ich hatte immer die Möglichkeit da hoch zu gehen und da durchzugucken, wie sie gebetet haben und da zu spielen. Und ich es fand es eben so toll, weil man da versteckt ist. Weil ich es als Kind erlebt habe, war das für mich total schön, weil ich mich verstecken konnte und dennoch Teil von etwas sehr Heiligem war. Ich durfte da überall hin und hatte viel Spaß und das war die Sache, weshalb ich auf die Idee gekommen bin, diese Scherenschnittarbeit so auseinanderzuziehen und in den Raum zu gehen, sodass man auch als Betrachter im Bild steht, man auf allen Seiten sein kann, Teil von der ganzen Sache sein kann. Es hebt damit gleichzeitig die Bedeutung der Geschlechtertrennung auf. Das Bild, das seitlich hängt hat u. a. eben auch private Bezüge. Es ist aus einer Fotografie von dem Haus, in dem mein Vater geboren wurde, es zerfällt; es ist ein kleines Dorf am Schwarzen Meer in der Nähe der Berge, sehr ähnlich auch wie in Bayern, ein sehr hübsches Fachwerkhaus, das nicht mehr bewohnt wird.

Jetzt im Winter war ich da und hab Fotos gemacht, es stürzt jetzt ein, es liegt Schnee darauf. Ich fand es so schön, diese Schatten darauf, auch es mit Tusche zu machen, sodass man da erahnen kann, was meine Bezüge sind und meine eigenen Wurzeln.

Scherer: Die Lampe, die Du Venus nennst. Könntest du diese Venus beschreiben?

Cengiz: Die Lampe habe ich für diesen Raum gemacht, als ich diese Räumlichkeiten gesehen habe, bin ich auf die Idee gekommen. Ich arbeite sehr viel mit Licht und diesen Scherenschnitten und so bin ich auf die Idee gekommen, diese Arbeit für diesen Raum zu machen. Es sind 160 Teile und es sind Sachen, die mich die ganze Zeit umgeben, seit vielen Jahren. Ich lese viele Satiremagazine aus Istanbul, weil die eben, wie ich finde sehr wahre Nachrichten bringen.

Scherer: Satiremagazine? Das finde ich interessant.

Cengiz: Ja, ab den 60ger Jahren gab es viele Satiremagazine in der Türkei. Die sind nicht so sehr künstlerisch, aber so sehr in meinem Leben drin. Es ist ja in der großen Arbeit oben auch drin, weil ich es so wichtig finde, das nicht auszugrenzen. Deswegen habe ich das in meine Arbeit so eingearbeitet.. …das sind viele Vorlagen, die ich benutze und recherchiere und das habe ich dann in so ein Lichtobjekt gemacht, meine Welt, wo es keine Hierarchie gibt und alles in diesem Ball, in dieser Kugel drin ist und man neue Assoziazionen bauen kann; und das Licht, das den Raum nach außen hin öffnet…

Scherer: …und zudem produziert es dieses Schattenspiel. Und in seiner Vielteiligkeit ganz ähnlich wie in deiner grossformatigen Arbeit „Meine Welt“. Ist das ein ähnliches Konzept?

Cengiz: Ja, „Meine Welt“, dieses Konzept ist eine Art Upcycling. Ich hab auch wiederum Satiremagazine benutzt, Zeichnungen meiner Tochter, alte Zeichnungen von mir und alles, was ich so sammle und mich umgibt. Das sind schöne Momente und dann hab ich eine Form gefunden, indem ich diesen Linolschnitt gemacht habe mit dem ich dann, wie in einem Puzzle die Sachen zusammenbauen kann und in jeden neuen Raum neue Zusammenhänge schaffen kann und durch dieses Muster, das darauf gedruckt ist immer eine Verbindung geschaffen ist. Wie ein Spinnennetz, das sich durchzieht. So gibt es eine Verbindung zu den anderen Scherenschnitten, wo ja der Betrachter im Raum mit im Bild steht und jetzt ist es so, dass die Sachen, die mich begleiten, wie alte Skizzen, Zeichnungen.. alles mögliche usw.. Ich dachte, was mach ich denn jetzt damit, ich bin ja nicht wie Picasso, der alles aufheben muss. Ich fand es ganz toll, da etwas draufzudrucken, wie einen Stempel, da kann ich damit arbeiten. Das fand ich ganz chic.

Scherer: Nur formal-ästhetisch gesehen, finde ich es sehr raffiniert, wie du die 1ooo Versatzstücke deiner Welt mit diesem Ghirimuster verbindest, die ohne diese Struktur auseinanderfallen würden. Dieses Ghirimuster ordnet das alles, es schafft eine gewisse Form, obwohl es wuchtig ist, fast überwältigend, wird es durch das Muster gebannt; als müsse man nur durch das Gitter schauen und die Welt würde sich ordnen. Das ist eine Metapher und gleichzeitig ein ästhetischer Kunstgriff, den ich so schön, wie effktiv finde.

Jetzt gehen wir in unseren Gewölbekeller zu deinem Schattenspiel mit dem wunderbaren Titel „Liebe Boltanski“ Dazu muss man wissen, dass es sich bei Boltanski, um den großen französischen Künstler Christian Boltanski handelt. Warum „Liebe(?) Boltanski?

Cengiz: Also ich dachte: „Lieber Boltanski“ wäre wie ein Brief und „Ich liebe Boltanski“ wäre auch ein bisschen komisch. Aber ich verehre ihn. Wenn ich Arbeiten von ihm sehe, bin ich oft sehr gerührt.

Letztens sah ich eine Arbeit von ihm in Hamburg mit Schattenspielen und das brachte mich erst auf die Idee, dass ich diese Arbeit mache. Es ist eine Hommage an Boltanski. Die Arbeit selber sind ja Betende. Es ist ein kleines Schattenspiel, ein Mobile mit sehr, sehr in sich gekehrten Menschen, die eigentlich etwas sehr Schönes erleben in diesem Moment, dann aber wiederum sind Geister darin. Das ist wieder dieses Pendel, dass man die Dinge verschieden wahrnimmt. Ich wollte auch extra etwas für diesen Gewölberaum machen und ich wollte etwas machen, was direkt auf diesen Raum bezogen ist.”

Die Konstruktion des Anderen

Als Kurator der Ausstellung war mein persönlicher, erster Eindruck, ohne noch von den inhaltlichen Hintergründen berührt zu sein, die sich wiederholende Begegnung mit einem Geflecht sich überlagernder Ebenen oder Bildräume, die es einem schwer machen, die einzelnen Ebenen zu differenzieren oder zuzuordnen. Auch Ergül Cengiz Scherenschnitte spielen mit diesen Schichten aus Licht und Schatten und ebenso Kinay Olcaytus an die Fenster geklebten Folien beziehen den Raum, der sich hinter ihnen auftut mit ein. Wenn man sich darauf einlässt, erlebt man einen unaufhörlich flirrenden Perpektivwechsel, der den Betrachter fortgesetzt dazu veranlasst seine Position oder seinen Blickwinkel zu überprüfen. Und das nicht nur ästhetisch, sondern als Gleichnis auch psychosozial. Wie in den vielen Schichten, die die Künstlerinnen in Folien, Scherenschnitten oder ihren Gemälden miteinander verweben, so sind wir in unserer postmigrantischen Gesellschaft unaufhörlich der Auforderung ausgesetzt unsere Erwartungen und tradierten Rollenzuweisungen, „dieser Konstruktion des Anderen“ ethnisch wie geschlechtsbezogen zu überprüfen und neu zu bewerten …. und in diesem Momemt, in dieser Galerie, in dieser Ausstellung gibt es dafür keinen besseren Ort als Somnambulistan.

…siehe auch PRESSE

 

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